Zwischen ewiger Jugend und Vergänglichkeit. Frauendarstellungen auf französischen Friedhöfen

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In voller Kraft und Schönheit ihrer Jugend strahlend schmücken Frauenfiguren seit dem 19. Jahrhundert verstärkt die Gräber wohlhabender Verstorbener in Europa. Die Frau, die seit dem 14. Jahrhundert in der christlichen Kunst als Metapher für die menschliche Vergänglichkeit verwendet wird, steht dabei im drastischen Kontrast zu dem sie umgebenden, den Tod vergegenständlichen Grab. Mehr noch als eine Darstellung des Kontrasts von Leben und Tod kann diese Darstellung aber auch als eine Verschlüsselung der beiden von Sigmund Freud zusammen gedachten Triebe von Eros und Thanatos gelesen werden. Die (zumeist) männlichen Künstler haben im 19. und 20. Jahrhundert das Motiv der Trauernden stark erotisch aufgeladen, indem sie bei ihren Darstellungen Kleidungsstücke verrutschen oder die weiblichen Brüste ganz unbedeckt liessen. Manch einer konzentrierte sich auch lediglich auf einen kopflosen, weiblichen Rumpf. Bei den Statuen handelt sich dabei durchgehend um junge Frauen, die dem jeweiligen Schönheitsideal ihrer Zeit entsprechen. Die Darstellung von Weiblichkeit auf (christlichen) Friedhöfen ist damit auch ein Spiegel für den gesellschaftlichen, männlich-geprägten Blick auf Frauen und lädt zum Reflektieren über Sepulkralkultur ein.

 

Die Fotokünstlerin Semira Mis dokumentiert seit mehreren Jahren die (erotisierte) Darstellung von Frauen auf Friedhöfen. Gerade die Pariser Friedhöfe, wo im 19. Jahrhundert die künstlerische Gestaltung des eigenen Grabes zu einem Statussymbol wurde, ist sie häufig fündig geworden, aber auch in anderen europäischen Groß- und Kleinstädten hat sie Motive eingefangen.

 

 

Preis
umsonst
Ort

Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Str. 4
10405 Berlin
Deutschland

M4, 200, 142 Haltestelle: Am Friedrichshain