Kein Vergeben, kein Vergessen!
In Gedenken an Ferhat Mayouf und alle vom Staat Ermordeten
Vor zwei Jahren, am 23.07.20, wurde Ferhat Mayouf durch den Knast Moabit ermordet. Seine Zelle brannte, er schrie mehrere Minuten um Hilfe, die Schließer*innen öffneten die Zellentür lange nicht. Die Justiz spricht von Suizid – wir sagen, das war Mord!
Ferhat war Mitte 30. Er kam aus Algerien. Das sollte egal sein, doch dieses System macht es bedeutsam. Am 29.06.20 wurde Ferhat wegen eines Diebstahlvorwurfs verhaftet. Nur weil er keine deutsche Staatsangehörigkeit hatte, kam er überhaupt in Untersuchungshaft. Gebrochene Rippen machten deutlich, was Cops und Wärter*innen von Ferhat hielten. Die erlebte Gewalt veränderte ihn. Er klagte über Depressionen. Statt Hilfe und Unterstützung, sei es ein Gespräch mit Ärzt*innen oder Therapeut*innen, bekam Ferhat 23 Stunden Einschluss am Tag und Isolation. Ferhats Tod war kein Unfall. Sein Tod war kein Suizid. Ferhats Tod ist die Folge der strukturellen, rassistischen und direkten Gewalt von Polizei, Justiz und JVA!
Staatlicher Mord an Menschen, die als wertlos oder nicht dazugehörig betrachtet werden, hat in Deutschland System. Oury Jalloh, Hussam Fadl, Amed Ahmad, Qosay Sadam Khalaf, Marcel in Schöneweide…. Die Liste der Namen ist endlos. Noch viel länger ist die Liste der Namen, die wir niemals erfahren werden. Für uns ist klar, dass wir von diesem System keine Aufklärung erwarten können. Nur wenige Monate nach dem Mord an Ferhat wurden die Ermittlungen eingestellt. Wir erwarten nichts von dieser Justiz.
Was uns Hoffnung gibt, sind die mutigen Menschen, die gegen dieses Unrecht kämpfen. Es sind die Zellennachbarn von Ferhat. Dank ihnen wissen wir so viel. Sie sind an die Öffentlichkeit gegangen im vollen Bewusstsein, dass die Schließer*innen ihnen das zurückzahlen werden. Es sind die Menschen, die sich zusammenschließen und sich von Repression und Rückschlägen niemals unterkriegen lassen. Es sind die Menschen, die jeden Tag gegen die allgegenwärtige Gewalt kämpfen, nicht wegschauen, nicht vergessen, nicht vergeben.
Lasst uns in diesem Geist zusammenkommen. Wir werden an Ferhat Mayouf gedenken. Wir werden den aktuell Inhaftierten zeigen, dass sie nicht vergessen sind. Wir werden unsere Solidarität ausdrücken mit allen, die gegen die Gewalt des Staates und in der Gesellschaft kämpfen. Wir werden JVA-Leitung und Schließer*innen deutlich machen, dass wir ihnen niemals vergeben werden!
Bringt Sachen mit, die Krach machen. Bereitet Transparente und Schilder vor. Sorgt selbst dafür, dass wir nicht überhört und nicht übersehen werden können!
Kommt alle am 23.07.2022 um 15 Uhr zum Carl von Ossietzky Park (vor dem Knast Moabit)! [U9 – Turmstr. / S-Bhf. Bellevue]
Sorgt für eure Sicherheit, tragt Mund-Nasen-Schutz.
Unterzeichner:innen:
Carl von Ossietzky Park (vor dem Knast Moabit)
Berlin
Deutschland