Eine Kunst- und Diskursreihe über künstlerische Erzählweisen kollektiver und individueller Wunden
In der Reihe „On(going) Trauma“ öffnen die Künstlerin Elisa Müller und die Kunstwissenschaftlerin Anna-Lena Werner einen Raum der Begegnung, um gemeinsam mit allen Anwesenden über künstlerische Strategien im Umgang mit verschiedenen Formen der Gewalt ins Gespräch zu kommen.
Welche Art der Auseinandersetzung mit Gewalt können die Künste ermöglichen?
Wie sie vermitteln, wie sie sie erfahrbar machen?
Die sechsteilige Reihe kombiniert Beiträge unterschiedlichster Künstler-, Aktivist- und Theoretiker*innen, um einen forschenden Austausch über ästhetische Praktiken zu initiieren. Die Debatte greift dazu aktuelle, gesellschaftspolitische Situationen auf, bietet unterschiedlichen Perspektiven Raum, reflektiert strukturelle Diskriminierung und Marginalisierung und macht sich zur Aufgabe Ambivalenzen aufzutun und auszuhalten.
Was kann uns verbinden, wenn wir nicht die gleichen Erfahrungen teilen?
Wie ist ein Miteinander trotz unterschiedlicher Betroffenheit möglich?
Alle Teilnehmer*innen sind eingeladen, im gemeinsamen Gespräch künstlerische Praktiken mit ihren inneren Haltungen, Utopien, Ästhetiken zu erkunden und nach Nahbarkeiten zu suchen. In dem Bewusstsein, dass das Sprechen über Gewalt nicht zuletzt durch unterschiedliche Betroffenheiten schwierig ist, versucht die Reihe solidarische Verbindungslinien zwischen den Teilnehmer*innen zu ermöglichen
Je Veranstaltung gewähren vier Künstler*innen Einblicke in ihre Arbeit, in Form von Film- und Fotoscreenings, Lesungen und Performances und beteiligen sich an der gemeinsamen, künstlerisch-diskursiven Forschung, um versteckte Prozesse sichtbar zu machen, die unter der Oberfläche persönlicher, sozialer und politischer Gefüge wirken.
Im Zentrum stehen inhaltlich von Mai bis Dezember die Auseinandersetzungen mit der medialen Darstellung von Kriegsgewalt u.a. am Beispiel der Ukraine und Afghanistan, das Erstarken rechter Positionen in Alltag und Politik, die Frage nach den Möglichkeiten dokumentarischer versus fiktiver Bearbeitung eigener Traumata, die gesellschaftliche Dimension von unsichtbarer Gewalt im privaten Rahmen, emanzipatorische Strategien und körperliche Selbstbestimmung sowie die transgenerationale Weitergabe von Traumata in unterschiedlichen Kontexten.
Welchen Zugänge entwickeln die Künste, wenn das gesprochene Wort scheitert?
„On(going) Trauma“ präsentiert Einblicke in künstlerische Auseinandersetzungen mit traumatischen Ereignissen und Zuständen und ist konzipiert als Format des Austauschs und der Vernetzung. Die Reihe hinterfragt den Trauma-Begriff sowohl als produktiven, wie auch als kritischen Terminus, der sich mit kollektiven und individuellen, psychischen und kulturellen Wunden beschreibt. „On(going) Trauma“ versteht Traumata sowohl in ihrer psychologischen Definition als Folge eines gewaltvollen Ereignisses, als auch als ein Sinnbild für die Abgründe, die sich spürbar auf zahlreichen Ebenen in der Gesellschaft auftun: So zum Beispiel durch die Ausbreitung rechter, autoritärer Regime, die zuletzt zunehmend Zuspruch genießen oder durch die sich immer klarer zeigende Bedeutung struktureller Gewalt durch alltägliche Klassismen, Rassismen, Sexismen.
Für jede Veranstaltung der Reihe „On(going) Trauma“ laden Elisa Müller und Anna-Lena Werner Ko-Kuratori*nnen ein, mit denen sie die Gestaltung der Veranstaltung gemeinsam entwickeln, Themen setzen, Fragestellungen festlegen und Gäst*innen einladen.
22.6.2024 Backlashes: erhöhte, rechte Alltagspräsenz (auf Deutsch*)
Wie kann die Kunst auf das Erstarken rechter Positionen in Alltag und Politik reagieren? Solidarität und Netzwerken als künstlerische Praxis
Von und mit Luce deLire, Minh Duc Pham, Zwoisy Mears-Clarke, Anujah Fernando, Dominique Haensell, u.a.
Kuratiert und moderiert von Hai Anh Trieu und Elisa Müller
30.11.2024 (tbc) Schwellen: Private Räume und öffentliche Diskurse (auf Deutsch*)
Jeder privaten Gewalterfahrung wohnt eine politische Dimension inne. Wie kann man diese gesellschaftlichen Aspekte mittels künstlerischen Praktiken sichtbar machen?
Von und mit tba.
Kuratiert und moderiert von N.N. und Elisa Müller
14.12.2024 Zeitlichkeit: Fragmente zwischen Vergangenheit und Zukunft (auf Englisch*)
Trauma wirkt massiv auf das Zeitempfinden ein: Es bringt individuelle Erinnerungsmechanismen durcheinander und gibt Gewalterfahrungen transgenerational weiter. Wie werden sich Traumata auf die Zukunft auswirken und wie können solche Prozesse unterbrochen werden?
Von und mit u.a.
Kuratiert und moderiert von Anna Lena Werner und N.N.
Vierte Welt
Adalbertstr. 4
Galerie 1. OG (Aufgang beim Café Kotti)
10999 Berlin
Deutschland