Filmaufführung und Gespräch

-
Diskussion/Vortrag
Film

Am 24. Juni 1941 marschierte die deutsche Wehrmacht in die litauische Stadt Vilnius ein. Die damals 19-jährige Fania Brantsovskaya, geborene Yocheles, wurde mitsamt ihrer Familie wie andere Jüdinnen*Juden ghettoisiert und zur Zwangsarbeit gezwungen. In unzähligen „Aktionen“ ermordeten die deutschen Besatzer mit Hilfe zahlreicher litauischer Kollaborateure 145.000 litauische jüdische Männer, Frauen und Kinder. Davon allein 70.000 in  Paneriai (litauisch) / Ponar (jiddisch), ungefähr 10 Kilometer südwestlich von Vilnius gelegen. An diesem litauischen Vernichtungsort wurden zudem Poli*innen,sowjetische Kriegsgefangene, zahlreiche Rom*nja sowie nichtjüdische Litauer*innen ermordet. Fania schloss sich der Anfang 1942 gegründeten Fareinigte Partisaner Organistzije (FPO) an, einer jüdischen Widerstandsgruppe, die innerhalb des Wilnaer Ghettos tätig war und nach dessen Liquidierung in den Wäldern gemeinsam mit der sowjetischen Partisan*innenbewegung kämpfte. “Liza ruft“ war die Losung für den Kampf der FPO). Fania war an Sabotageaktionen ebenso beteiligt wie an der Befreiung von Vilnius durch die Rote Armee.
In dem berüchtigten „Jäger-Bericht“ fasste SS-Standartenführer Karl Jäger, Chef des Einsatzkommandos 3, das Ergebnis der Massenmorde zwischen dem 3. Juli und dem 25. November 1941 zusammen: „Ich kann heute feststellen, dass das Ziel, die Judenfrage zu lösen, vom EK3 erreicht worden ist. In Litauen gibt es keine Juden mehr (...)“. Die Vernichtung des litauischen Judentums wäre ohne die litauische Kollaboration in dieser Geschwindigkeit nicht möglich gewesen. Die Begeisterung für die deutschen Besatzer*innen fand ihren Nährboden sicherlich auch auf der durchaus blutigen Besetzung Litauens durch die Sowjetunion am 15. Juni 1940. Die Bereitschaft zur Beteiligung am Massenmord gründet jedoch ebenfalls auf einer stereotypen Gleichsetzung von Jüdinnen*Juden mit dem Kommunismus. Fania blieb in der litauischen Sowjetrepublik und widmete sich der Erinnerung an die Judenvernichtung und an den jüdischen Widerstand. Die litauische Staatsanwaltschaft leitete im Jahr 2008 Ermittlungen gegen vier ehemalige jüdische Widerstandskämpfer*innen ein. Darunter war mit dem Historiker Yitzhak Arad ein ehemaliger Leiter der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. Sie sollen an der Zerstörung des litauischen Dorfes Kaniūkai beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft vernahm Fania Brantsovskaya wegen angeblicher Beteiligung an Kriegsverbrechen. Aus Mangel an Beweisen, und begleitet von einer internationalen Solidaritätskampagne, wurden die antisemitisch motivierten Ermittlungen schließlich eingestellt. 

Preis
umsonst
Ort

Pirata Patata
Pirata Patata, Kohlfurter Str. 33
10999 Berlin
Deutschland